Ein Reisebericht von Lotte Guse-Faber
Am 14. September 2002 wurde für die Mitglieder des Vereins für die Geschichte Küstrins die schon zur Tradition gewordene Fahrt in die ehemaligen Gebiete der Mark Brandenburg unternommen. Herr Rogge hatte eingeladen und Herr Lüderitz, bekannt durch Publikationen zu heimatgeschichtlichen Themen, hatte die Reiseleitung übernommen. Herr Lüderitz stammt aus Rostin, Kreis Soldin/Neumark.
Soldin - heute polnisch Mysliborz - war unser Ziel. Nach der Anreise per Bahn stiegen wir in Küstrin-Neustadt in einen polnischen Bus um, der uns den ganzen Tag durch die wunderschöne Landschaft der nördlichen Neumark um Soldin fuhr. Über Zorndorf (Sarbinowo), Neudamm (Debno) und kleine Dörfer gelangten wir nach Soldin. Die Stadt liegt in einer landschaftlich besonders schönen Umgebung. Auffallend ist der Reichtum von Seen, z.T. von Äckern, z.T. von Wald in hügeliger Landschaft umrahmt. Soldin war vor mehreren Jahrhunderten Kreisstadt, auch für Küstrin. Die kleine 5.000 Einwohner zählende Stadt hat manche baulichen Kostbarkeiten vorzuzeigen. Wir besichtigten das ehemalige Kloster, in dessen restaurierten Gebäuden sich u.a. eine Bibliothek für Kinder befindet. Das Heimatmuseum mit vielen interessanten Zeugnissen aus der Vergangenheit wurde auch besucht. Sehr beeindruckt waren wir von der Gedenkstätte am Stadtrand mit dem Denkmal für die in den ersten Februartagen 1945 erschossenen Bürger der Stadt. In der Nähe befindet sich der alte deutsche und heute polnische Friedhof. Neben einem schlichten ca. 2m hohen Kreuz mit der Inschrift - Ich bin ein Mensch - wurde ein geschliffener Granitstein errichtet, der mit deutschen Buchstaben an deutsche Menschen, die bis 1945 in Soldin ihre Heimat hatten, erinnert.
Der Marktplatz erinnert an Marktplätze, wie sie in vielen deutschen Städten zu finden sind. Das Rathaus aus der Zeit des Königs Friedrich II.; das Postamt aus der Kaiserzeit vor 1900 strahlen noch "Glanz" aus alter deutscher Zeit aus.
Am Marktplatz wurde in einem guten Restaurant das Mittagessen eingenommen. Ein kurzer Blick in die gotische Kirche; ein kleiner Spaziergang auf der Promenade am großen Soldiner See; dann war es Zeit für die Heimfahrt. Diese führte uns über Quartschen, mit kurzem Aufenthalt an der ehemaligen Johanniterkirche, über Kalenzig, Alt-Drewitz nach Küstrin. Mit der Eisenbahn fuhren wir wieder nach Küstrin-Kietz; einige Weitgereiste fuhren nach Berlin zurück.
Der Tag war ein erfülltes erinnerungsreiches Erlebnis. Unser Dank gilt Herrn Lüderitz für die sehr interessante Führung und insonderheit Herrn Rogge für die Idee und Organisation eine Fahrt nach Soldin zu unternehmen.