Spätestens Silvester beginnt alljährlich die Zeit, in der sich bei vielen deutschen Zeitzeugen Rückerinnerungen an den Untergang des Deutschen Reiches im Jahre 1945 aktivieren. Mit unterschiedlichen Erlebnissen von Menschen beiderlei Geschlechts und verschiedenen Altersgruppen.

Bei meinen Gesprächen mit einigen Gleichaltrigen aus Krieg und Gefangenschaft überwiegt mit zunehmendem Alter dabei die Freude, einfach nur Glück gehabt und überlebt zu haben. Trotz aller Härte, Behinderungen und Gebrechen dürfen wir nach dem Wiederaufbau in Ost und West und der deutschen Wiedervereinigung 1990 auf ein erfülltes Leben zurückblicken, erst recht, wenn es noch zu zweit geschieht.

Wie viele Jahre voller Not und Sorgen enthielten dagegen die Lebensläufe meiner Eltern und Schwiegereltern mit Erstem Weltkrieg, Inflation, Großer Weltwirtschaftskrise, Zweitem Weltkrieg sowie Flucht und Vertreibung. Gleiches trifft auf die Schicksale der Geburtsjahrgänge des Ersten Weltkrieges und später zu, die in der NS-Zeit Soldat wurden und oft erst ein Jahrzehnt und länger danach in das Zivilleben zurückkehrten. Und sie waren schon vom Schicksal Begünstigte gegenüber den Gefallenen und Verhungerten der Soldaten und Zivilisten beider Kriege - deren Menge im Zweiten Weltkrieg die Opfer der Kriegsverbrechen noch erhöhten - und den vielen Betroffenen, die wohl überlebten, aber wegen körperlicher und seelischer Dauerschäden ohne Lebensqualität.

Es ist richtig, an diese Etappe des Unterganges der bürgerlichen Welt zu erinnern, wofür die Veröffentlichungen der Märkischen Oderzeitung im Internet www.moz.de/1945 nur ein Beispiel sind. Sie regen zum Nachdenken an, wenn unterschiedliche Personen Erlebnisse unterschiedlich erlebten und verarbeiteten, wobei kleine Irrtümer und Fehler jedem vorbehalten seien. Dennoch erlaube ich mir eine Anmerkung: Manchmal wäre etwas mehr Sorgfalt der Redaktion zur Vermeidung offenkundiger historischer Fehldarstellungen im Text angebracht.

So moniere ich in der MOZ vom 14./15. Februar 1945 im Beitrag „Ich hatte keine Jugend“ folgende Passagen:

Zitat:Er beobachtet, wie sich nach Wochen des aussichtslosen Kampfes Generalstabschef Heinz Guderian mit seinem Panzergefolge über die Eisenbahnbrücke von Küstrin absetzt – und danach die Brücke sprengen lässt.“

Richtigstellung: Am 22. März hatte die Rote Armee im Zuge ihres 2. Großangriffs auf Küstrin die Schlauchstellung an der Wurzel zerschlagen, ihre Reste und den Festungsbereich (ohne die bereits in der ersten Märzhälfte gestürmten Stadtteile Kietz und Neustadt) erneut und endgültig eingeschlossen. Die Eisenbahnbrücke über die Oder in Küstrin wurde am späten Abend des 28. März bei der Aufgabe der Altstadt gesprengt. Generaloberst Heinz Guderian, der Chef des Generalsstabs des Heeres, hat Küstrin in der Verteidigungsperiode nicht besucht und wurde bei Inspektionsfahrten nicht von einem Panzergefolge begleitet. Am 28. und 29. März weilte Guderian in Zossen und im Berliner Führerbunker, wo ihn Hitler bei der Lagebesprechung nach einer Auseinandersetzung zur Kur beurlaubte.

Zitat:„Dann Ende März der Großangriff. […] Als er den Sammelplatz erreicht, sieht er ein Dutzend Reiter zu den Gefangenen traben: >Einer saß auf einem glänzend weißen Pferd. Das war Shukow.< Der Marschall hält eine kurze Ansprache. >Ein beindruckender Mann<, […] „

Richtigstellung: Die Küstriner Altstadt fiel am 29. März vormittags in die Hand der 8. Garde-Armee. Zu dieser Zeit weilte Marschall Shukow, der Oberbefehlshaber der 1. Belorussischen Front, zur Vorbereitung der Schlacht um Berlin in Moskau. Hier rief ihn um die Mittagszeit General Tschuikow, der Oberbefehlshaber der 8. Garde-Armee, an und meldete, daß die Festung Küstrin vollständig in sowjetischer Hand sei. (Zu diesem Zeitpunkt hielt der größere Teil der Reste der Festungsbesatzung noch immer den wichtigsten Teil der Altstädter Insel zwischen Oder und Vorflutkanal im Raum Oderablage-Schlachthof-Artilleriekaserne-Ostbahnbrücke und westliches Kanalufer mit nördlichstem Teil Kietz-Lünette D-Raum Kuhbrücken-Vorstadt, und unternahm in der Nacht vom 29./30. März den Ausbruch zur deutschen Hauptkampflinie. Am Morgen des 30. März, es war Karfreitag, besetzte die Rote Armee hier die letzten Teile Küstrins.)